Das Handwerk – und die SHK-Branche – ist aktuell stark gefordert: gestiegene Kosten, Fachkräftemangel, weniger Neubauten und zunehmender Preisdruck durch internationale Anbieter stellen viele Betriebe und Hersteller vor große Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, Wege zu finden, um trotz dieser Rahmenbedingungen auf einem angespannten Markt sichtbar zu bleiben, den Kontakt zur Zielgruppe zu halten und das Vertrauen zu stärken.
Dafür hat Social Media im Handwerk enormes Potenzial. Simon Westermair, Community Manager bei WOLF, verantwortet die strategische Planung der Social Media-Aktivitäten, die Erstellung von Inhalten sowie das Community Management. Im Interview erklärt er, wie man digitale Kanäle nutzt, um Nähe und Vertrauen zu schaffen – und warum es sich im Handwerk lohnt, in herausfordernden Zeiten online Gesicht zu zeigen.
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Angesichts hoher Baukosten, fehlender Fachkräfte, Wettbewerbsdruck und Neubau-Flaute: Warum ist Social Media gerade jetzt eine Chance für das Handwerk?
Simon Westermair: Ja, es stimmt, derzeit wirbt jeder um Aufmerksamkeit. Genau deshalb ist es entscheidend, aus der Masse hervorzustechen und wahrgenommen zu werden. Für uns als Hersteller kommt es in der B2B-Kommunikation mit einem dreistufigen Vertriebsmodell darauf an, mit der Zielgruppe „Handwerk“ direkt zu kommunizieren – in ihrer Sprache und auf Augenhöhe. Dafür sind digitale Plattformen einfach ideal.
Auf Social Media ist Vernetzung das A und O. Die Community im Handwerk ist durch den Fachkräftemangel noch enger zusammengerückt, wie sonst wohl in keiner anderen Branche. Wir erleben täglich, dass es Austausch und gegenseitige Unterstützung braucht, auch um gemeinsam Projekte umzusetzen. Deshalb wollen wir nicht nur Teil dieser Community sein, sondern als Hersteller Gesicht zeigen und unsere Wertschätzung für das Handwerk deutlich machen.
Wir möchten dem allgemeinen Gefühl, dass handwerkliche Berufe weniger wert sind als Studienberufe, etwas entgegensetzen, und den Leuten vermitteln, dass sie nicht nur eine Nummer im System sind. Darum nutzen wir unsere Kanäle weniger als Werbeplattformen, sondern eher als Basis, um Partnerschaften zu pflegen.
Wolf Beispiel Social Mediapost fürs Handwerk
Beispiel Community Engagement bei Wolf mit SHK-Influencern
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Ist dieses Gesicht-Zeigen eine bewusste Abgrenzung zu günstigeren oder eher „anonymen“ Herstellern?
Simon Westermair: Ja, auf jeden Fall. Für uns ist der persönliche Austausch ein riesiger Vorteil. Nehmen wir asiatische Hersteller: Sie bieten vielleicht günstige Preise, aber häufig keinen nennenswerten Support. Wir bei WOLF setzen dagegen auf Service, eine persönliche Ansprache und echten Austausch – auch auf unseren digitalen Kanälen.
Wir wollen dabei unsere Leidenschaft vermitteln, so dass man spürt, wer wir sind und wofür wir stehen. Das funktioniert nur mit echter Nähe. Bei uns stehen reale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor der Kamera, die wissen, wovon sie sprechen und die sich mit ihrer Arbeit und unserem Unternehmen identifizieren. Das macht uns glaubwürdig. Fachwissen, soziale Kompetenz und Authentizität – das sind die zentralen Elemente unseres Social Media-Auftritts.
Welche Plattformen nutzt WOLF aktuell – und mit welchem Fokus?
Simon Westermair: Wir haben unsere Kanäle nach Zielgruppen aufgeteilt, aber entscheidend ist immer: Jede Plattform tickt anders.
Instagram ist unser wichtigster Kanal: Hier funktionieren vor allem Reels – kurze Videoclips – sehr gut. Damit können wir Inhalte authentisch und kreativ aufbereiten. Die Informationen sind eher kurzgehalten. Selbst technisch anspruchsvolle Produkte lassen sich auf Instagram emotional und ansprechend präsentieren – je nach Thema gerne mit Humor und einem Augenzwinkern.
Facebook hat sich stark gewandelt. Auf diesem Kanal stehen für uns besonders Fachgruppen wie die „Heizungsbauer aus Leidenschaft“ im Vordergrund. Wir hören vor allem zu: Was bewegt die Community – das ist sehr lehrreich. Und wir gehen durch Kooperationen in den gezielten Austausch mit den Gruppen-Admins, die wiederum Inhalte über uns platzieren. Das ist vertrauenswürdiger, als die eigenen Produkte anzupreisen.
YouTube wird weiterhin gern als Suchmaschine genutzt. Dort funktionieren auch längere Videos, um Wissen praxisnah zu vermitteln. Unsere Erklärvideos bieten Hilfestellung, etwa zur Einstellung einer Heizkurve oder zur Funktion von Wärmepumpen. Mit Blick auf die „Do-it-yourself-User“ müssen wir immer klar betonen: Unsere Videos richten sich ausdrücklich an Fachkräfte. Wir tragen als Hersteller auch eine Verantwortung.
LinkedIn nutzten wir verstärkt für unternehmensspezifische Inhalte und Informationen für die Zielgruppe der Architekten, Planer und für das Projektgeschäft. Entsprechend halten wir unsere Ansprache eher sachlicher. Die Plattform dient allgemein mehr für das B2B-Geschäft, aber auch um als professioneller Arbeitgeber für potenzielle Bewerber aufzutreten.
Was ist besonders wichtig beim Einsatz von Social Media im Handwerk?
Simon Westermair: Authentizität. Es bringt nichts, wenn jemand steif in die Kamera spricht oder mit vorgefertigten Stockbildern arbeitet. Die Leute merken sofort, ob etwas gestellt ist oder nicht. Und man muss sich selbst treu bleiben und Spaß daran haben – dann klappt es in der Regel sehr gut.
Außerdem ist es hilfreich, sich intern regelmäßig mit anderen Abteilungen auszutauschen. So bekommt man relevanten Input und Ideen für Themen. Social Media ist eben Teamarbeit – und keine Aufgabe für Einzelkämpfer.
Was können Betriebe umsetzen, die gerade erst mit Social Media starten wollen?
Simon Westermair: Struktur hilft – dafür gibt es einige praktische und einfache Tools. Wir arbeiten zum Beispiel mit Templates für einen einheitlichen Auftritt. So haben wir einen roten Faden über alle Kanäle. Für die Planung helfen Content Planner, da sie allen Mitwirkenden einen schnellen Ein- und Überblick verschaffen. Davon haben viele eine integrierte Freigabefunktion. Mit dem Vier-Augen-Prinzip lassen sich Fehler vermeiden. Eine Inbox ist ebenfalls praktisch. Sie sammelt alle Interaktionen auf den Kanälen an einer Stelle, so dass man immer schnell auf Kommentare oder Nachrichten antworten kann. Wie gesagt: Netzwerken hat oberste Priorität.
Und es gibt einfach zu bedienende Analyse-Tools. Durch die Vergabe von Kategorien werten diese aus, welche Inhalte bei welchen Zielgruppen gut ankommen – und welche nicht. Der angebotene Support sollte immer erreichbar sein und schnell Hilfe bieten – das ist für uns ein echtes Qualitätskriterium.
Simon Westermair fing 2021 als externer Moderator für YouTube-Tutorials an und wechselte im Januar 2022 ganz zu WOLF. Als gelernter Anlagenmechaniker SHK ist er nicht nur eine kompetente Verbindungsstelle zwischen dem Unternehmen und digital affinen Fachhandwerkern. Durch seine Hotelausbildung kann der 35-Jährige auch diplomatisch und souverän mit kritischen Rezensionen umgehen.
Sein Aufgabengebiet erstreckt sich von der Konzeptionierung, Contenterstellung, über das klassische Community Management bis hin zu ausgefallenen Messe- und Marketing-Aktionen. Durch sein unverwechselbares Erscheinungsbild und seine fachlich-sympathische sowie humorvolle Art ist Westermair inzwischen das „Social Media-Gesicht“ von WOLF.
Dass das Social Media-Marketing von WOLF gut ankommt, beweisen die zahlreichen Einladungen, wie beispielsweise von SocialHub, der Grünbeck AG und weiterer Unternehmensforen, wo Simon als Keynote-Speaker über seine Tätigkeiten und Vorgehensweisen referiert.